Klimwandel macht die Pollen aggressiver
Warum Heuschnupfen immer schlimmer wird, hat vor allem mit dem Klimawandel und Schadstoffen in der Luft zu tun. Etwa 15 Millionen Menschen in Deutschland haben Heuschnupfen. Die meisten reagieren allergisch auf Gräser und Birke. Während der Pollensaison leiden sie unter brennenden Augen, lästigem Niesreiz, laufender oder verstopfter Nase oder bekommen sogar Asthmaanfälle. Und das könnte in Zukunft sogar schlimmer werden. 2025 könnte schon jeder Zweite unter Heuschnupfen leiden, befürchten Experten.
Kribbeln oder Husten: Symptome werden stärker
Auch meine Tochter hat Heuschnupfen. Wenn die Sonne scheint und alles blüht, bleibt sie lieber im Zimmer. Vor allem wenn sie draussen Sport treibt, fängt die Nase an zu kribbeln und die Augen jucken. Doch mit einigen kleinen Tricks kann man die Pollenbelastung reduzieren, was genau hilft könnt ihr hier nachlesen. Das Problem: bei vielen Patienten nehmen die Beschwerden jedes Jahr zu. Das beobachtet auch die Umweltmedizinerin Claudia Traidl-Hoffmann, die ich kürzlich für RTL/ntv interviewt habe. Sie ist Direktorin der Ambulanz für Umweltmedizin an der Uniklinik Augsburg und leitet das Institut für Umweltmedizin am Helmholtz Zentrum München. Sie untersucht die Folgen des Klimawandels auf Umwelt und Gesundheit, vor allem auf Allergien und ist über die Entwicklung besorgt.
Patienten kommen immer früher
Ärztin Traidl-Hoffmann bestätigt, dass sich die Symptome bei Pollenallergikern verschlimmern. Schon seit 5 bis 10 Jahren sehe sie, „dass Leute immer früher und mit stärkeren Symptomen kommen“. Anfangs war sie noch überrascht, wenn Patienten so früh Beschwerden hatten. Doch der Klimawandel hat die Pollensaison verlängert. „Wir haben mehr Pollen“, so Traidl-Hoffmann, „und wir haben längere Pollenflugzeiten im Jahr, das heißt, der Pollenflug startet früher und hört später auf“. Pollen fliegen fast das ganze Jahr. Allergiker, die gleich auf mehrere Pflanzen allergisch reagieren, haben kaum noch Pause.
Eine neue US-Studie aus 2020 zeigt: Der Klimawandel verlängert den Pollenflug! Verglichen mit 1990 begann die Allergiesaison 2018 in Nordamerika 20 Tage früher, dauerte zehn Tage länger und hatte ein 21% höheres Pollenaufkommen.
Warum Heuschnupfen schlimmer wird
Und die Pollen werden aggressiver, das kommt vor allem durch die Schadstoffe in der Umwelt : sie wirken direkt auf die Pollen und verändern sie so, dass mehr entzündliche Substanzen produziert werden. Atmen Allergiker dann diese Pollen und die Schadstoffe aus der Luft zusammen ein, verstärkt das die Heuschnupfen-Symptome. Klimawandel und Schadstoffe wirken wie ein Turbo für Pollen und die „gestressten“ Pollen bilden sogar neue Allergene.
Außerdem werden immer mehr Pflanzen aus anderen Regionen Europas hier heimisch, wie etwa die Olive oder die Zypresse. Die Pollen können hunderte Kilometer weit fliegen und durch das wärmere Wetter gedeihen sie auch hier. Für Allergiker eine zusätzliche Belastung, denn so steigt die Zahl der möglichen Pflanzen, die Heuschnupfen auslösen können. Durch diese neuen Pollen können dann die Beschwerden der Patienten weiter zunehmen.
Immuntherapie für Pollengeplagte
Die gute Nachricht: es gibt Hilfe 🙂 Wer unter starken Heuschnupfensymptomen leidet, kann eine Immuntherapie machen, die ihn gegen die Pollen tolerant macht. Mitten in der Pollensaison ist es jetzt dafür zu spät, aber im Herbst ist ein guter Zeitpunkt, um damit zu starten. Allerdings bekommen nur etwa 7% aller Heuschnupfenpatienten eine Immuntherapie und nur jeder 10. Heuschnupfenpatient wird leitliniengerecht behandelt. Allergien sollten auf keinen Fall auf die leichte Schulter genommen werden, das ist auch Traidl-Hoffmann sehr wichtig. Denn aus einem unbehandelten Heuschnupfen kann Asthma werden und eine Pollenallergie kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Patienten mit Symptomen schlafen schlechter, können sich nicht so gut konzentrieren, sind oft sehr müde. Doch mit Medikamenten oder einer Immuntherapie kann man die Allergie-Symptome gut in den Griff bekommen.