Wahr oder falsch? Mythen rund um die Pollenallergie
Heuschnupfen: Was sind die häufigsten Irrtümer? Noch immer gibt es viele Mythen rund um die Pollenallergie. Doch was stimmt und was stimmt nicht? Hilft Vitamin D bei Heuschnupfen? Sollte man abends die Haare waschen? Ist die Pollenbelastung in der Stadt oder auf dem Land schlimmer? Oft sind Patienten verunsichert und finden im Internet widersprüchliche Tipps. In einem Interview mit RTL habe ich die Fragen rund um die häufigsten Irrtümer über Heuschnupfen beantwortet. Das war ganz ungewohnt, denn sonst stehe ich hinter der Kamera und stelle die Fragen ;-). Hier kommen meine Antworten.
Ist Vitamin D ein Wundermittel gegen Heuschnupfen?
Nein – Vitamin D ist leider kein Wundermittel gegen Heuschnupfen. Es wird immer wieder diskutiert, ob es einen Zusammenhang zwischen Vitamin D und Allergien gibt. Laut einiger Studien könnte ein Vitamin D-Mangel die Symptome verstärken. Also, Patienten mit Heuschnupfen oder Asthma haben möglichwerweise mehr Symptome, wenn ihnen Vitamin D fehlt. Das Sonnenvitamin stärkt das Immunsystem und wirkt entzündungshemmend. Leider verschwinden die Symptome aber nicht sofort, wenn man Vitamin D nimmt, und der Heuschnupfen wird auch nicht geheilt. Ein Vitamin D-Mangel begünstigt allerdings viele chronische Erkrankungen, auch Allergien. Deshalb sollte man seinen Vitamin D-Spiegel auf jeden Fall überprüfen. Das Beste ist, täglich etwa 15 Minuten in die Sonne zu gehen, denn das Sonnenlicht wird in Vitamin D umgewandelt. Aber es gibt auch einige Lebensmittel, die Vitamin D enthalten, etwa fetter Fisch (Lachs oder Hering) oder auch Eier.
Hilft es, abends die Haare zu waschen?
Eindeutig JA ! Haare waschen hilft auf jeden Fall, denn die Pollen verfangen sich tagsüber in den Haaren. Wenn man sich dann ins Bett legt, atmet man die Pollen über Nacht ein. Viele wachen dann auch auf und haben nachts Symptome. Deshalb ist Haare waschen vor dem Schlafengehen sehr sinnvoll und lindert die Pollenbelastung. Was auch hilft ist, die Kleidung VOR dem Schlafzimmer auszuziehen oder im Badezimmer. Denn auch an der Kleidung haften Pollen und können Heuschnupfen Patienten im Schlaf „ärgern“. Und Bettwäsche öfter wechseln und bei 60 Grad waschen, das reduziert auch die Pollenmenge.
Sind die Beschwerden auf dem Land schlimmer als in der Stadt?
Nicht unbedingt. In der Stadt sind die Pollen tatsächlich aggressiver. Das Problem: in der Stadt gibt es viel Feinstaub, der heftet sich an die Pollen an und wirkt wie eine Art Turbo. Feinstaub verändert die Pollen so, dass mehr entzündliche Substanzen produziert werden. Pollen mit Feinstaub-Partikeln setzen also viel mehr Allergene frei als unbelastete Pollen. Atmen Allergiker dann diese Pollen und die Schadstoffe aus der Luft zusammen ein, verstärkt das die Heuschnupfen-Symptome.
Hilft es, die Fenster in der Wohnung geschlossen zu halten?
JA! Das hilft auf jeden Fall, um die Pollenbelastung zu reduzieren. Aber natürlich muss man auch mal lüften. Es gibt sogenannte Pollenschutzgitter, die man am Fenster anbringen kann. Diese Gitter sind sehr feinmaschig und lassen keine Pollen durch bzw. filtern 90% der Pollen heraus. Bei starkem Pollenflug sollte man nur kurz die Fenster öffnen und nachts bei geschlossenen Fenstern schlafen. Wenn man lüftet, sollte man eher stoßlüften. Auch Wäsche von Pollenallergikern nicht im Freien trocknen, während der Blütezeit eher drinnen.
Gibt es bei Regen keine Pollen?
Stimmt im Prinzip. Der Regen reinigt die Luft von den Pollen. Das heißt, es ist gut, nach dem Regen zu lüften oder spazierenzugehen, wenn man Heuschnupfen hat. Es gibt allerdings eine Ausnahme: wenn es einen heftigen Regenschauer gibt oder ein Gewitter, dann steigt die Konzentrationder Pollen meist kurz an, weil sie aufplatzen. Das erhöht die Belastung mit Pollen. Da sollte man dann kurz warten bis man lüftet oder rausgeht.
Machen Medikamente gegen Heuschnupfen müde?
NEIN bzw. nicht mehr… Die Medikamente, die man gegen Heuschnupfen nimmt, sind Antihistaminika, die gegen die Entzündungen wirken, die die Pollen in den Atemwegen auslösen. Ältere Antihistaminika können tatsächlich müde machen. Diese Wirkstoffe wurden aber immer weiter verbessert, die jüngere oder neue Generation dieser Medikamente macht aber nicht mehr müde.
Ist Heuschnupfen eine Bagatellerkrankung?
NEIN – Heuschnupfen sollte man unbedingt ernst nehmen. Denn aus einem unbehandelten Heuschnupfen kann Asthma werden. Deshalb ist es wichtig, die Diagnose stellen zu lassen und das auch von einem Arzt behandeln zu lassen. Denn so kann man den sogenannten „Etagenwechsel“ verhindern, dass die Allergie von der Nase in die Lunge rutscht.
Das waren die Antworten auf die häufigsten Irrtümer bei Heuschnupfen. Wenn ihr noch weitere Fragen habt oder andere Mythen kennt, schreibt mir gerne. Alles Gute!