Neue Therapie hilft bei Neurodermitis

Endlich Hoffnung für hautgeplagte Patienten

Eine junge Frau hält sich mit der Hand die rechte Gesichtshälfte zu
Neue Antikörpertherapie: gute Aussichten für Menschen mit Neurodermitis

Eine neue Therapie hilft bei Neurodermitis! Es sind wirklich gute Neuigkeiten vom Dt. Allergiekongress in Wiesbaden (24.09. – 26.09.2020). Ärzte können vor allem mittelschwere bis schwere Fälle von Neurodermitis viel besser unter Kontrolle bekommen. Eine neue Antikörpertherapie mit dem Wirkstoff Dupilumab soll diesen Patienten helfen. Für sie gab es bisher kaum Optionen. Dupilumab soll auch für Kinder bald auf den Markt kommen. Das freut mich persönlich besonders, denn ich kenne das ja von meiner Tochter, wie quälend der Juckreiz bei einer Neurodermitis sein kann, wie anstrengend das Kratzen, wie schmerzhaft die Wunden und vor allem wie frustrierend, wenn die Haut trotz Therapie einfach nicht wirklich besser wird. Und bei Kindern leidet die ganze Familie mit…

Der Leidensdruck wird oft unterschätzt

Nun also hilft endlich eine neue Therapie bei Neurodermitis. Das ist so wichtig für Betroffene, denn der Leidensdruck dieser Patienten ist oft sehr groß und wird gleichzeitig sehr oft unterschätzt. „Du hast halt ein bisschen trockene Haut“, oder „hör doch mal mit dem Jucken auf“, oder „ach, Neurodermitis kenne ich, habe ich auch, ist nicht so schlimm“. Solche Reaktionen von Außenstehenden kennen die meisten Menschen mit Neurodermitis. Auch wenn es nicht böse gemeint ist, so wissen viele einfach nicht, was diese Krankheit wirklich bedeutet. Viele leiden unter dem ständigen Juckreiz, schlafen deshalb schlecht und sind oft unkonzentriert. Das kann sich bei Kindern und Jugendlichen auch auf die Leistung in der Schule auswirken. Dann kommt noch hinzu, dass Neurodermitis „sichtbar“ ist, Betroffene ständig darauf angesprochen werden. Auch das kann belastend sein. Dazu die ständige Pflege der Haut mit der passenden Creme. Neurodermitis ist eine komplexe Angelegenheit…

Die neue Therapie hilft bei (mittel-)schwerer Neurodermitis

Mit der neuen Antikörpertherapie kann nun vielen endlich geholfen werden. In Zwei Drittel der Fälle schlägt der Wirkstoff Dupilumab gut an. Die Antikörpertherapie wird alle zwei Wochen als Injektion verabreicht und unter die Haut gespritzt. Das kann der Patient sogar selbst machen. Für Ängstliche gibt es sogar einen Pen, der wie eine Art Kugelschreiber in die Haut gedrückt wird. Die Nadelspitze der Spritze ist dann nicht zu sehen. Schon nach wenigen Wochen lässt der Juckreiz nach, dann verbessert sich der Hautzustand.

Dupilumab stoppt Entzündungen

Dupilumab ist ein künstlich hergestellter, aber körperähnlicher Antikörper, der gezielt auf das Immunsystem wirkt. Er gehört zur Gruppe der Biologika und blockiert spezielle Botenstoffe wie Interleukin 4 und 13. Sie werden bei Patienten mit Neurodermitis im Übermaß gebildet und verursachen die Entzündungen in der Haut. Dupilumab stört die Kommunikation der Signalwege dieser Botenstoffe und verhindert damit, dass sich die Haut entzündet.

Dupilumab ist bereits für Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen, für Kinder ab sechs Jahren steht die Zulassung noch aus. Sie soll voraussichtlich 2021 folgen. Der Wirkstoff hat kaum Nebenwirkungen und gilt als sicher, allerdings fehlen noch Langzeitstudien. Das liegt daran, dass das Mittel erst 2017 zugelassen wurde. Dupilumab wurde vor wenigen Wochen in die Neurodermitis-Leitlinien der Dt. Dermatologischen Gesellschaft aufgenommen, da die Wirksamkeit und Verträglichkeit belegt sei.

Therapie lindert auch Asthma und Heuschnupfen

Bei der Therapie mit dem Wirkstoff stellten die Ärzte noch einen positiven Nebeneffekt fest. Bei einigen Patienten, die die Antikörpertherapie erhielten, verbesserte sich nicht nur die Neurodermitis. Dupilumab linderte auch die Symptome von allergischem Asthma und Heuschnupfen. Sie scheint eine etwas breitere Wirkung auf allergische Entzündungen zu haben.

Ausblick: Nicht nur diese neue Therapien hilft bei Neurodermitis

Dupilumab ist das erste Biologikum, das für die Behandlung von Neurodermitis zugelassen wurde. Weitere solcher Antikörper mit guten Studienergebnissen sollen bald auf den Markt kommen. Für Patienten mit Neurodermitis sind das wirklich gute Aussichten. Denn die Antikörpertherapien können als langfristige Behandlung eingesetzt werden. Und Patienten können hoffen, ihre Neurodermitis mit der neuen Therapie so auch auf Dauer endlich in den Griff zu bekommen.

Hilfreiche Quellen:

Mehr Infos zum Thema Neurodermitis und Dupilumab/Antikörpertherapie findet ihr auch in meinem Buch „Total allergisch – na und?“ in Kapitel 1 Neurodermitis-Streicheleinheiten.

Zu empfehlen sind die Patientenschulungen der AG Neurodermitisschulung e.V. Hier lernen vor allem Kinder und Jugendliche, wie man mit Neurodermitis im Alltag besser umgeht.

Gute Informationen zur Erkrankung der Neurodermitis findet man auch auf den Seiten des Dt. Allergie- und Asthmabundes (DAAB) und des Allergieinformationsdienstes.

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